Spannende Reportagen rund um den Wein: Die Kultur- und Food-Journalistin Susanne Reininger weiß, was Weinfans in den Mediatheken sehen müssen. Hier kommen ihre neuen Tipps!
Die Weinbranche erfindet sich neu: Abseits von Instagram-Posts und Schlagzeilen etablieren sich Regionen im Norden Europas, hinterfragen Winzer ihre Arbeit oder suchen neue Wege, um den Betrieb zu erhalten. Davon erzählt diese Dokumentation, koloriert mit eindrucksvollen Landschafts- und Drohnenbildern. Die Doku lässt die Languedoc-Winzer Mélanie und Bernhard Backhaus erzählen, die zu bestimmten Zeiten erst Galloway-Rinder und später Esel und in die Weinberge treiben. Sie fressen kontrolliert die Triebe und Blätter der Rebstöcke an den genau richtigen Stellen ab. Das Ehepaar muss weniger schneiden – und die Tiere produzieren zugleich natürlichen Dünger. Dieser Kreislauf spart ihnen viel Arbeit und ersetzt zugleich Maschinen sowie Chemie.
Der Klimawandel macht Weinbau aber auch in Regionen möglich, in denen es bis vor Kurzem unmöglich erschien: Bjørn und Haldis Bergum ernten Trauben am Sognefjord im westlichen Norwegen. Ein besonderes Mikroklima macht dieses kleine Wunder dort möglich.
Doch auch das Gegenteil erhält Raum: Der Winzer Thierry Daulhiac im französischen Bergerac erhält aufgrund von Hitze und Dürre immer weniger Ertrag, der sich zudem nur noch schwer vermarkten lässt. So kam er auf die Idee, seinen Trester auf neue Art zu verwerten. Einerseits, um mehr Einkommen zu erzielen, aber auch, um seinen ökologischen Fußabdruck zu optimieren. Thierrys Trester nutzt nun eine junge Start-up-Gründerin, die Sneaker aus veganem „Grapeskin“-Leder produziert. Die ruhige Art des Erzählens gibt den Menschen viel Raum - und das macht diese Dokumentation so sehenswert.
Als Rentner im Schrebergarten ein wenig Gemüse anzubauen, das kommt Bernd Nordmann aus Bernburg an der Saale nicht in den Sinn. Der 73-Jährige züchtet und bewahrt autochthone Rebsorten wie etwa den „Blauen Bernburger“ und den „Roten Aderstedter“.
Sie wären ohne den Spürsinn des Baumschulen-Ingenieurs längst vergessen. Durch Zufall entdeckte Nordmann die lange vergessene Sorte bei einem Spaziergang im Herbst 2007 in einem verwaisten Weinberg im Bernburger Ortsteil Aderstedt. Er nahm ein paar der schmackhaften Trauben mit nach Hause – und erkannte, was für einen Schatz er da gefunden hatte. Und er erlebte eine Überraschung. Denn die Analyse der Hochschule Geisenheim ergab: Selbst den international erfahrenen Experten war die ungewöhnlich aromatische Sorte unbekannt.
Das Ziehen der Stecklinge war aber für den Baumschulen-Fachmann eine Herausforderung. Sie lohnte sich aber: Seine wiederentdeckten Rebsorten sind inzwischen in ganz Deutschland, in Österreich und sogar in Italien gefragt. Im Porträt des Mitteldeutschen Rundfunks erzählt der Senior mit der außergewöhnlichen Sammelleidenschaft seine Geschichte.
5 Minuten, ARD-Mediathek bis 26.6.2027
Hier geht’s nicht um alten Wein in neuen Schläuchen, sondern um ein traditionelles Mittel im Weinbau, das nun in teuren Tüten verkauft wird: Backpulver und das darin enthaltene Natron. In der Küche lässt es Kuchenteig aufgehen, im Weinberg schützt es Reben vor dem gefürchteten Mehltau.
Das im Backpulver enthaltene Natriumhydrogencarbonat, kurz Natron, galt bislang in der EU als für die Umwelt unbedenklicher Grundstoff: Natron wurde zwar nicht primär im Pflanzenschutz verwendet, durfte jedoch im Weinbau eingesetzt werden – und war mit bis zu einem Euro pro Kilogramm ein sehr bezahlbares und effektives Mittel.
Doch im Juni 2025 verlor das Backpulver seine EU-Klassifikation als Pflanzenschutz-Grundstoff – zugunsten des industriellen Pflanzenschutzmittels „Natrisan“. Sehr zum Ärger von Bio-Winzern, die auf natürlichen Pflanzenschutz setzen. Denn das neue Mittel enthält ebenfalls Natron, kostet aber das Sechsfache. In diesem Beitrag berichten Winzer von der Mosel, die jahrzehntelang auf das bewährte Mittel aus der Küche setzten, wie sie mit der neuen EU-Regelung umgehen.